Neue Studie zu Neuroleptika-Reduktion

Mit Freude und Interesse nehmen wir wahr, dass sich mittlerweile auch die „offizielle“ Psychiatrie mit Reduktion bzw. absetzen von Neuroleptika beschäftigt.

Waren der Psychiater Dr. Jann Schlimme mit seinem Fachbuch „Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen“ und die Broschüre „Neuroleptika reduzieren und absetzen“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie Pioniere auf diesem Gebiet, so gibt es mittlerweile zusätzlich ein „High Impact“ Paper, d.h. eine wissenschaftliche Veröffentlichung in einer renommierten Fachzeitschrift. Hauptautor ist der junge Psychiater Dr. Mark Horowitz, der sich bereits zuvor mit der Absetzung von Antidepressive beschäftigt hat. Einer der Co-Autoren ist niemand geringerer als der bekannte Professor Sir Robin Murray.

Das Neue an dem Papier ist vor allem, dass die Autoren mittels PET-Scan zeigen konnten, dass die Rezeptorbindung sich nicht linear zur Neuroleptikadosis verhält, sondern exponentiell. Insofern ist die bereits bekannte Faustregel „Reduktion immer um 10 % der letzten Dosis“ damit validiert. Die Autoren schreiben auch, dass im individuellen Fall auch mehr als 10 % Dosisreduktion möglich ist, jedoch meinen sie, am sichersten sind 10 %. Wichtig ist auch, sich zwischen den Dosisreduktionsschritten genügend Zeit zu lassen! Auch das ist nicht neu.

MA Horowitz, S Jauhar, S Natesan, RM Murray, D Taylor: A Method for Tapering Antipsychotic Treatment That May Minimize the Risk of Relapse, Schizophrenia Bulletin, Volume 47, Issue 4, July 2021, Pages 1116–1129,
https://doi.org/10.1093/schbul/sbab017

Das Papier war sowohl dem King’s College als auch dem University College London jeweils eine eigene Presseaussendung wert:

https://www.kcl.ac.uk/news/withdrawing-from-antipsychotics-an-analysis

https://www.ucl.ac.uk/news/2021/mar/coming-antipsychotics-may-take-years-first-paper-how-withdraw