Franz Kircher: Rede zu Flucht gelungen

Worauf ich mit meiner Rede hier hinaus will ist, dass der Inhalt einer Rede durch die spezielle Art ihrer Form geprägt wird. Wenn jemand zum Beispiel eine Rede dialektisch aufbaut, so ist die Form durch sich ausschließende Gegensätze gegeben. Diese stellen sich als These, Antithese und Synthese dar. Die Synthese bildet wiederum eine neue These.

Bei einer solchen Dialektik geht es um die Vereinigung der Gegensätze und all ihrer Widersprüche in Form einer Gegenüberstellung, die dann den speziellen Aufbau dieser Ordnung bildet. Aus den Synthesen lässt sich die Bedeutung des Ganzen sowie der Gegensätze erschließen.

Etwas anderes dagegen ist es, wie der Text hier in dieser Rede geordnet ist. Ich will auf einen bestimmten Punkt hinaus, der den eigentlichen Sinn bildet. Alle Fakten werden diesem Sinn untergeordnet und wenn ich von einem Punkt zum nächsten weiterschreite, ergibt sich eine Reihenfolge. Am Ende dieser Reihenfolge, aus der der Sinn abgeleitet werden kann, gipfeln alle Gedanken in diesem letzten Sinn und verbinden sich mit diesem. Man kann also die Bedeutung des Textes aus der Reihenfolge und Stellung zum Ende des Textes hin erschließen und insofern den Sinn durch den Aufbau der Ordnung erkennen. Bei dieser zweiten Möglichkeit geht es im Wesentlichen um eine Leitidee, der alle Fakten untergeordnet sind.

Eine dritte Möglichkeit wäre es noch, dass sich alles inhaltlich widerspricht, dass das eine also sozusagen das andere lahmlegt und somit nichts überhaupt einen Sinn ergibt. Immer bildet die genaue Form des Textes seine Bedeutung und seinen Sinn. Es gibt sicher auch noch andere Möglichkeiten einen Text aufzubauen. Woraus aber ergibt sich der Sinn der Form bei einem Bild?

Die Verhältnisse zueinander sind der Sinn bei einem Bild. Wenn man bei einem barocken Garten die absolute Ordnung, nämlich zwei gleiche Seiten und ein Mittelpunkt, durch diese Form besonders deutlich macht, dann wird dadurch die dahinterliegende Idee der Gestaltung besonders stark und deutlich. Was im Mittelpunkt steht, ist worum es geht. Wenn die Seiten gleich und symmetrisch sind, hebt das das Objekt im Mittelpunkt besonders hervor. Das wäre dann so ähnlich wie bei der Leitidee bei einem Text, weil alles in einem Punkt zusammenläuft. Man kann mit einer solchen Ordnung Dinge aus dem Zusammenhang lösen.

Wenn ich dagegen eine Ordnung zerstöre, dekonstruiere ich damit auch ihre Idee. Meine Bilder entsprechen der dritten Möglichkeit des inhaltlichen Widerspruchs und der Lahmlegung der Ordnung. Die Unordnung der einzelnen Bildelemente will die Zerstörung der Seele und die Vernichtung des gemeinten Ganzen aufzeigen. Alles widerspricht sich, ein Bildelement legt das andere lahm, nichts ergibt eine Bedeutung. Insbesondere beim „Bild mit der Mauer“ und dem aufgelegten Text dekonstruiert das Bild den Sinn des Bildes selbst. Meine Mutter würde dazu sagen, das Bild schaut aus, als ob „eine Henne auf einem Misthaufen kratzt“. Die einfache, klare symmetrische Ordnung des barocken Gartens ist in diesem Bild nicht vorhanden. Die Stellen auf dem Bild, die vor allem durch Kreuzungspunkte der einzelnen Äste hervorstechen, ergeben zueinander keine klare Ordnung. Beim „Bild vom Siebener Pavillion“ wird die Sicht auf die Häuser zum Beispiel durch Bäume verstellt, um die positiv konnotierte Bedeutung dieses Hauses zu dekonstruieren. Bei diesem Bild streichen die Äste das Haus wie Linien durch. Der Text hingegen ordnet alle genannten Fakten zu einer Idee hin.

„Flucht gelungen“ bedeutet, dass ich dem bestehenden Krankenhaussystem entkommen bin. Wer jetzt noch mehr wissen will, für den liegen Textmappen auf. Es gäbe noch unendlich viel zu sagen. Aber besser ist es meiner Meinung nach zu sehen und zu spüren, was man sieht. Die Internetseite mit vielen anderen Ausstellungen und Text ist:  5d078919d7c96.site123.me